Anatomie

Durch Funde der Vorfahren, die vor 210 Millionen Jahren lebten, ist bewiesen, dass die Rochen zu einer der ältesten, noch lebenden Tierarten gehören.
Die Entwicklungslinie trennte sich vor ca. 400 Mio. Jahren von den Knochenfischen.

Die meisten Aquariumfische gehören zu den Knochenfischen. Eine Minderheit sind Knorpelfische zu denen die Rochen gehören. Rochen haben keine Schuppen, stattdessen ist der gesamte Körper voller Hautzähnchen. Die Zähnchen sind bei den verschiedenen Arten unterschiedlich entwickelt. Während sie bei der Art P.motoro grösser erscheinen, ist die Haut von P.leopoldi sehr fein anzusehen.
Je nach Wohlbefinden des Tieres kann ein Fisch heller oder dunkler sein.
Abhängig ist dies auch vom Bodengrund und den Lichtverhältnissen.
Die Brustflossen sind bei Rochen ausgedehnt und an der Seite des Kopfes angewachsen.


Die vorstehenden Augen, womit die Rochen auch sehen können wenn der ganze Rest des Körpers eingegraben ist, sind auf die Körperoberseite. Um die Augen zu schützen, können sie bei Gefahr oder Verletzungsgefahr eingezogen werden.
Wer den bessern Überblick hat ist immer im Vorteil, entweder als Beute oder als Räuber. Rochen haben Augen die wesentlich effizienter entwickelt sind als Nachtjagende Säugetiere wie Katzen, Füchse oder Wölfe.
Rochen sehen in der Dämmerung sehr gut, sogar besser als Katzen.

Rochen haben einen ausgezeichneten Geruchsinn. Er ist ca. 10`000-mal empfindlicher als der des Menschen.
Sie können den Geruch von Beute über grosse Distanzen orten.
Die Nasenöffnung von Rochen ist auf der Unterseite der Scheibe oberhalb des Maules.
Bei einem Versuch, habe ich einen Tropfen Blut in ein 1`600 Liter Aquarim gegeben.
Innert Sekunden reagierten die Tiere auf den Geschmack.
Maul und Nasenlöcher


Meistens wird ein Rochen gewichtsmässig überschätzt.
Trotzdem sind die Zahlen eindrücklich. Eine
49cm grosse Leopoldidame ist 7 KG schwer.

Das Maul ist auf der Körperunterseite zwischen den Nasenöffnungen und den Kiemen. Die Beute wird bei Rochen zermahlen. Am Unter- und Oberkiefer haben die Rochen je eine Platte mit vielen kleinen Zähnen. Ich vermute, dass laufend neue Zähne nachwachsen. Ähnlich wie bei den nahen Verwandten der Rochen, den Haien.

Oben ist eine Gebissplatte und unten das Maul zu sehen:


Unteransicht eines Rochens.

Die 5 Kiemenspalten, selten sind es 6, liegen auf der Unterseite. Die erste Kiemenspalte, das Spiraculum (Spritzloch), liegt auf der Oberseite des Rochens. Er kann dadurch leichter einatmen.

Ausgeatmet wird auf der Körperunterseite. Liegt ein Rochen eingegraben im Sand, ist an den Saumrändern, meistens hinten, das ausströmende Wasser zu sehen. Die meisten Rochen verbringen viel Zeit damit, flach oder halb eingegraben auf dem Boden zu liegen. Würden sie das Wasser von unten einatmen, käme auch Sand und Schlamm in die Kiemen.

Die scheiben- oder rautenförmige Gestalt eines Rochens ist stark abgeflacht, der Schwanz ist lang ausgezogen.
Rochen besitzen keine Schwimmblase. Das freie schweben im Wasser ist daher nicht möglich.
Fortbewegen im Wasser ist nur durch Schwimmbewegungen möglich.
Schwimmt ein Rochen nicht mehr, sinkt er.

Der Stachel
Auf dem Schwanz ist der giftige Stachel.
Er wird alle drei bis vier Monate durch einen Neuen ersetzt. Dieser wächst unter oder über dem besthenen nach.


Neugeborene Rochen besitzen bereits einen Stachel. Die einheimischen Bewohner des Amazonasgebietes fürchten sich mehr vor den Süsswasserrochen als vor den legendären Piranhas. Der Grund ist der giftige Stachel. Schlecht oder überhaupt nicht sichtbar sind die Rochen wenn sie an den Sandstränden eingegrabenen sind. Die meisten Unfälle geschehen beim waten durch das seichte Wasser.
Gut getarnter Rochen
Tritt man, auf einen im Sand eingegrabenen Rochen, schlägt er mit seinem Schwanz blitzschnell nach oben. Der giftige Stachel kann zusätzlich um 90° abgewinkelt werden. Der Stich von einem Stachel ist sehr schmerzhaft. Der Stachel wird nur zur Verteidigung eingesetzt.
Auf beiden Seiten hat der Stachel Widerhaken, mit denen sehr böse Verletzungen angerichtet werden können.
An einem Rochenstachel ist die Haut giftig. Sie besteht aus Eiweiss. Meist ist der Stachel schwarz. Ist die Stachelwurzel genau auf einem weissen Ocelli, kann es sein, dass der Stachel weiss ist.
Da das Gift hitzelabil ist, wird empfohlen bei Rochen- oder Welsstichen, die Wunde mit tolerierbarem heissem Wasser ca. 50° auszuspülen. Dabei zersetzt sich die Eiweissstruktur des "Giftes" und der Rest muss der Körper erledigen. Man sollte die Wunde so gut wie möglich auswaschen und anschliessend mit Alkohol, Betadina oder Jod behandeln.

Die Schmerzen können durch die Injektion eines lokalen Betäubungsmittels um und
in die Wunde bekämpft werden .
Verletzungen durch Stachelrochen müssen so rasch wie möglich durch einen Arzt behandelt werden. Die Wunden heilen sehr schlecht. Auch ist die Gefahr von einer schlimmen Infektion gross.
Bei jungen Rochen hat der erste Stachel noch keine Widerhaken.

Links: Vor grossen Rochen kann der Stachel über 10cm gross sein.
Rechts: In einige Ländern werden den Rochen, vor dem Transport Plastikhülen über den Stchel gesteckt.

Damit die Rochen die Transportwasserbeutel nicht beschädigen werden in einigen Ländern Plastikhülsen über den Stachel gesteckt. Da sich, die Haut unter der Hülse, entzünden kann, sollte sie nach dem Import so rasch als möglich entfernt werden.
Die Händler in Peru kappen den Rochen die Stachelspitze ab. Wenn man einen Stachel abschneidet blutet die Schnittstelle einige Minuten.

Der obere Stachel fällt nächstens aus. Er wurde vor dem Export gekappt.

Bei meiner frisch importierten Perlenrochendame war über dem Stachel ein Plastikrohr gestülpt. Das Rohr konnte ich nicht wegnehmen. Nach ca. acht Wochen bildete sich unter der Hülse ein Pilz. Ich hoffte, dass der Stachel bald ausfällt. Zuerst wuchs unter der Hülse kein neuer Stachel nach. Nach weiteren zwei Monaten viel der Stachel aus. Danach dauerte es sechs Wochen, bis ein neuer Stachel nachwuchs.
Als der Stachel ca. 2cm gross war, wuchs ein zweiter in die gegen gesetzte Richtung. Dieser musste ich dann mittels einer Zange ausreissen. Der Grund lag in der Verletzungsgefahr der anderen Rochen im Becken. Einige Tiere hatten Kratzwunden erlitten, als sie über den Stachel schwammen. Seitdem der kleine Stachel ausgefallen ist, ist keiner mehr nachgewachsen. Dem Rochen wuchs fast zwei Jahrelang kein neuer Stachel nach.
Mittlerweilen ist alles normal.



Bis am 12. Juni 2004 dachte ich, mir könne es nie passieren, dass mich ein Rochen sticht.
Beim Hantieren im Becken, ich wollte liegen gebliebenes Futter aus dem Aufzuchtbecken nehmen, stach mich dann doch ein junger Rochen in den Mittelfinger. Nach dem ersten Schock habe ich die Wunde sofort mit heissem Wasser übergossen.
Da der erste Stachel, von jungen Rochen, keine Widerhaken hat, war die Wunde nicht gross. Sie blutete auch nicht.
Die Schmerzen hielten sich in Grenzen. Bei der Einstichstelle wurde die Wunde ein wenig gerötet.
Nach ca. 9 Stunden war der ganze Finger geschwollen, ähnlich wie bei einem Wespenstich.
Am nächsten Morgen war die ganze Hand geschwollen. Nun wurde es langsam ungemütlich für mich. Die Schmerzen waren immer noch nicht schlimm, jedoch juckte die geschwollene Hand fürchterlich.
Das Einnehmen eines Antiallergikum brachte rasch die erhoffte Besserung.
Nach ca. 12 Stunden begann die Schwellung zurück zu gehen. Ich hatte noch einmal Glück. Am nächsten Tag war die Hand nur noch wenig geschwollen.



Rochenstich in die Seite des Heros

Nach diesem Erlebnis bin ich neugierig geworden und habe mich erkundigt, wie es die Einheimischen in Südamerika handhaben wenn sie von einem Fische gestochen werden.
"Die Indianer sagen, man soll die Wunde nicht aus dem Wasser nehmen, weil es dann schlagartig schlimmer werde. Sie präparierten eine Masse aus Mañoco (Farihna) Majokmehl und verschlossen die Wunde damit."

Neuste Ergebnisse besagen, dass ich das Gift in den Zellen des Stachelhaut bildet und beim Aufplatzen dieser Zellen freigesetzt wird.
Solange Stachelhaut am Stachel ist, kann der Stachel giftig sein. Einige Bestandteile des Giftes werden bereits mit 30° zersetzt.

Neben dem Stachel wachsen, in einer oder mehreren Reihen nebeneinander angeordnet, Dornen.
Auch diese Dornen fallen nach einer bestimmten Zeit ab. Sie werden auch Dentikel genannt. Einigen Rochenarten z.B. P.motoro und Perlen wachsen mit dem Alter auch auf dem Körper Dornen.


Imposante Dornen auf dem Schwanz des Perlenweibchens

Geschlechtsunterschied
Beim Männchen sind die spiralförmig eingerollten Bauchflossen beidseitig des Schwanzes gut zu sehen.
Die eingerollten Organe nennt man Klasper.
Die Geschlechtsunterschiede sind schon bei neugeborenen Rochen sichtbar.

Männchen
Weibchen

Die Klasper, so werden die beiden Geschlechtsteile beim männlichen Rochen genannt, sind eingerollte Afterflossen.

Grosses Männchen von oben


Weibchen von unten.

Bei den Weibchen sind die Afterflossen nicht eingerollt.

Nicht alltägliche Rochen
Hybriden
P. leopolid x P.motoro



"Batman Stingray"
Die Tiere erinnern sehr stark an Fledermäuse. Nicht abwegig ist daher der Name
Fledermaus beziehungsweise "Batman Stingray".
Im Buch Aqualog Süsswasserrochen sind zwei solche Tiere vorgestellt. Es sind Mutante. Ein Tier wurde in einer Exportstation in Belem fotografiert. Das bedeutet, dass es sich keinesfalls um aquarienbedingte Missbildungen handelt.
Ein weiteres Tier ist in der zoologischen Staatssammlung in München hinterlegt. Bei einem Kollegen kamen drei Junge zur Welt die alle stark missgebildet waren. Das Weibchen hatte während der Schwangerschaft ab und zu einen geblähten Bauch. Ob dass das Problem für die Anomalie sein kann ist noch unbekannt.
Der Flossensaum aller drei Jungtiere war über dem Kopf nicht zusammengewachsen.
Es waren drei Männchen.
Das Verhalten während den ersten Tagen war normal. Zwei Tiere waren bei der Geburt 10cm gross. Ein Tier war viel kleiner. Der Durchmesser betrug nur 6cm. Der Schwanz war bei allen Drei kürzer als bei normalwüchsigen P. motoro.
Beim kleinsten Tier ist der Stachel extrem klein.
In den ersten Tagen verhielten sich die Tiere normal.
Das Verhaltensmuster hat sich auch nach drei Wochen nicht verändert. Leider können die Tiere durch ihre Form, das Futter nicht richtig aufnehmen. Sie können es nicht „festhalten“. Damit sie nicht verhungern muss ich viel Futter reichen.
Nach vier Wochen verhielten sich die Jungen nicht anders als normal entwickelte Tiere. Der Futterbedarf ist, bedingt durch die Form der Rochen immer noch höher als bei „normal“ entwickelten jungen Rochen.
Trotz dem vielen Futter ist nach 5 Wochen das kleinste Tier gestorben. Ich vermute, dass sein Magen zu klein gewesen ist, und er nicht genügend Futter zu sich nehmen konnte. Das Tier hatte die grösste Missbildung von allen.
Den anderen beiden Tieren geht es gut. Sie versuchen kleine Muscheln zu fressen.
Die Tiere können nur mit viel Mühe "grosses Futter" zerkleinern. Durch ruckartige seitliche Bewegungen zerreisen sie das Futter.
Bedingt durch die Form bleiben sie relativ oft an Einrichtungsgegenstände wie Steine und Wurzeln hängen. Bis sie sich aus ihrer misslichen Lage befreit haben, werden sie sehr nervös .
Nach 7 Monaten hat der grössere Rochen einen Durchmesser von 17cm. Total ist er 22cm lang. Das kleinere Tier ist nur 15cm breit jedoch auch 22cm lang. Aus Platzgründen habe ich die beiden Rochen nach 7 Monaten abgegeben.






Albino Stingray


Verwandte
Süsswasserrochen sind mit den grössten Fischen auf der Erde verwandt.
Der Teufelsrochen kann eine Spannweite von über 6m erreichen.
Bei der Grösse ist er ca. 1`400 kg schwer.
Ihre grössten Verwandten sind die Wahlhaie. Sie können 18m lang und 36`000kg schwer werden.


Bilder: P. Perroulaz