Kauf, Transport und Quarantäne
Bevor man einen Stachelrochen kauft müssen einige sehr wichtige Punkte geklärt
sein:
- für die Schweiz tritt seit dem 1.September 2008 eine neue Tierschutzverordnung
in Kraft. Somit muss eine Haltebewilligung
beantragt und bewilligt worden sein.
- kann und will ich ein Tier, welches über 25 Jahre alt werden kann, dauerhaft
und artgerecht pflegen
- jede Rochenart wird über 30cm gross, dies muss bei der Beckengrösse
berücksichtigt werden. Eine Richtwerttabelle habe ich weiter unten eingefügt
- ist meine Filteranlage ausreichend für Tiere, mit einem relativ starken
Stoffwechsel, ausgelegt
- ist die Beschaffung von Futter gewährleistet. Eingewöhnte Tiere
können grosse Mengen an Futter verschlingen.
So kann die Beschaffung von Futter auf Dauer eine recht kostspielige Angelegenheit
werden
- habe ich die Möglichkeit ein entsprechendes Quarantänebecken zur
Verfügung stellen
- wo kann ich gesunde Rochen kaufen. Besteht sogar die Möglichkeit Nachzuchttiere
zu kaufen. Wenn immer möglich ist diese Variante vorzuziehen
- habe ich mich mit denen auf dem Markt verfügbar stehenden Literatur genügend
eingedeckt.
Rochenart | Ø in cm Weibchen | Ø in cm Männchen | Becken Länge x Breite x Höhe | Zusätzlich für jedes weitere Tier |
Potamotrygon castexi | 100
|
60 |
6
x 2 x 1 m |
2
m² |
Potamotrygon motoro | 80
|
50
|
5
x 1,6 x 0,8 m |
1,3
m² |
Potamotrygon schröderi | 70
|
40
|
4,3
x 1,4 x 0,7 m |
1
m² |
Potamotrygon menchacai | 70
|
40
|
4,3
x 1,4 x 0,7 m |
1
m² |
Potamotrygon henlei | 70
|
40
|
4,3
x 1,4 x 0,7 m |
1
m² |
Potamotrygon spec. pearl ray | 60
|
40
|
3,8
x 1,2 x 0,6 m |
0,7
m² |
Potamotrygon leopoldi | 60
|
35
|
3,8
x 1,2 x 0,6 m |
0,7
m² |
Potamotrygon marbled motoro | 50
|
30
|
3,1
x 1 x 0,6 m |
0,5
m² |
Potamotrygon Itaituba-Rochen | 50
|
30
|
3,1
x 1 x 0,6 m |
0,5 m² |
Potamotrygon signata | 50
|
30
|
3,1
x 1 x 0,6 m |
0,5
m² |
Potamtrygon
falkneri |
50
|
30
|
3,1
x 1 x 0,6 m |
0,5
m² |
Potamotrygon
yepezi |
50
|
30
|
3,1
x 1 x 0,6 m |
0,5
m² |
Potamotrygon
sp. peru |
50
|
30
|
3,1
x 1 x 0,6 m |
0,5
m² |
Potamotrygon
magdalenae |
40 |
30
|
2,6x
0,8 x 0,5 m |
0,25
m² |
Potamotrygon
histrix |
40
|
25
|
2,6
x 0,8 x 0,5 m |
0,25
m² |
Potamotrygon
orbignyi sp. mantilla ray |
40
|
30
|
2,6
x 0,8 x 0,5 m |
0,25
m² |
Potamotrygon scobina / orbignyi | 35
|
25
|
2,5x
0,7 x 0,5 m |
0,25
m² |
Potamotrygon reticulata | 35
|
25
|
2,5
x 0,7 x 0,5 m |
0,25
m² |
Plesiotrygon
iwamae |
90
|
70
|
6
x 2 x 1 m |
1,6
m² |
Plesiotrygon sp. Blacktailed | 35 |
20 |
3
x 0,6 x 0,5 m |
0,25
m² |
. |
. |
. |
. |
|
Selten importierte Süsswasser- / Salz- und Brackwasserstachelrochen | . |
. |
. |
. |
Paratrygon
aiereba |
120
|
100
|
8
x 2,4 x 1,2 m |
1
m² |
Himantura signifer | 40
|
30
|
2,6
x 0,8 x 0,5 m |
0,25
m² |
Himantura oxyrhynchus | 40
|
30
|
2,6
x 0,8 x 0,5 m |
0,25
m² |
Taeniura lymma | 35
|
30
|
2,6
x 0,8 x 0,5 m |
0,25
m² |
Formel
zum berechnen der Beckengrösse:
Länge = 5 x Ø Weibchen + 2 x Ø Männchen
Breite = 2 x Ø Weibchen
Höhe = 1 x Ø Weibchen
Für jedes weitere Tier: Ø x Ø x 2 = zusätzliche m²
Die oben aufgeführten Scheibendurchmesser können von adulten Tieren
erreicht werden.
Die Tabelle wurde nach Absprache mit einigen weltweit führenden Rochenpflegern
mit langjährigen Erfahrungen sowie nach Absprache mit Naturwissenschaftlern
erstellt.
Die Tabelle ist eine Empfehlung. Eine Absprache mit dem Kantonalen
Tierveterinär ist zwingend notwendig.
Fang
und Export in Südamerika
Pro Jahr werden ca.
15`000 Rochen gefangen und exportiert.
Alleine im Rio Negro in Brasilien, werden pro Monat ca. 3 Mio. Fische gefangen.
Diese Arbeit wird von ca. 1`100 Fischern erledigt.
Erfreulicherweise ist die Nachfrage nach Wildfangtieren rückläufig.
Die Zahl erscheint sehr hoch, man muss jedoch wissen, dass ca. 21`000 Rochen
pro Jahr, einfach getötet werden, um die Strände an den Flüssen
für die Urlauber vorzubereiten.
Oben: Verendeter Rochen mit abgehacktem Schwanz
Zierfische
werden von Berufsfischern gefangen und anschliessend an Zwischenhändler
verkauft.
Bilder R.Salathe
Leider erhält ein Fänger sehr wenig Geld für einen Fisch. Am
meisten Geld verdient der Exporteur in den grossen Städten.
Nach dem Fang werden die Fische, in Netzen die in den Fluss gehängt sind,
zwischengelagert bis sie von einem Händler aufgekauft werden.
Der Händler verkauft die Fische an einen Exporteur welcher sie, meistens
via Internet, der ganzen Welt anbietet..
Vermehrt wird versucht, selber Fische zu importieren. Von einem Import rate
ich ab.
1. erhält ein privater Einkäufer bestimmt keine speziellen Tiere.
2. wird bestimmt nicht auf die Geschlechter geachtet.
3. ist eine Art vergriffen wird einfach eine Andere eingepackt.
Viele haben es schon versucht, gelungen ist es nur wenigen.
Einige Exporteure versenden Stocklisten mit sehr verlockenden Angeboten, aber
wie beschrieben, lohnen tut es sich nicht.
Ab dem Fangtag, bis der Fisch beim Exporteur verkauft wird, kann es Wochen dauern.
In dieser Zeit bekommen die Fische nie zu fressen und wenn doch, verweigern
sie wegen der Umstellung und den engen Platzverhältnissen meistens die
Nahrung.
Bei einem Grosshändler angekommen werden sie teils mit Medikamenten behandelt,
was auch nicht zur Stärkung der Tiere beiträgt.
Meistens erhalten die Tiere erst beim Endkunden wieder genügend Futter.
Dies kann jedoch Wochen oder Monate dauern.
Bei einem Exporteur in Südamerika
Bilder: U. Riedi und R.Salathe
Hat man sich zum Kauf einer Rochenart entschlossen, lohnt es sich immer zu warten,
bis der Traumrochen gefunden ist. Einige meiner Tiere konnte ich mit viel Glück
erwerben. Jedoch brauchte es für die meisten sehr viel Geduld. Auf ein
passendes Marbledweibchen musste ich über vier Jahre warten, eben solange
wartete ich auf meine P.schröderi. Leider ist der Markt in der Schweiz
sehr klein. Ab und zu werden P. motoro und P.histrix angeboten. Selten kann
man andere Arten kaufen.
Zum Glück gelingt es einigen Pflegern Rochen zu züchten, sodass einige
Schweizernachzuchten angeboten werden können.
Ich habe schon öfters Fische aus Südamerika importiert. Rochen habe
ich aber aus den oben erwähnten Gründen nie bestellt. Bis ich so schönee
Tiere, wie in meinen Becken schwimmen, erhalten hätte, müsste ich
dutzende von Importen machen und dies lohnt sich bestimmt nicht.
Am besten bin ich mit der Devise gefahren: Überall rumfragen und warten
bis das gesuchte Tier angeboten wird.
P. reticulata und P.histrix beim Grosshändler
Einen gesunden
Rochen erkennt man am agilen Verhalten, den klaren Augen, der gesunden Ober-
und Unterseite.
Sobald einem Rochen Futter angeboten wird sollte er reagieren und nach dem Futter
suchen.
Vorsicht: Vor dem Transport keine Tiere füttern!!!
Ein gesunder Rochen ist aktiv und schwimmt im Becken umher und sucht nach Futter.
Rochen die das Futter verweigern oder lange nicht gefressen haben, erkennt man
an den hervorstehenden „Beckenknochen“ beim Schwanzansatz.
Hände weg!
Liegt
ein Rochen nur apathisch im Becken und reagiert fast nichts sollte man das Tier
nicht kaufen.
Rollt er sogar den Flossensaum nach oben ein, ist es eine so genannte „death
curl" die Todesrolle. Wie es der Name schon sagt sind die Rochen nicht
mehr zu retten.
Jedoch gibt es Rochen, die sich mit eingerollten Flossen ausruhen. Mein Schwarzschwanzantennenrochen
ruht sich gerne in dieser Stellung aus.
Einige Arten wie der Tigerrochen sind sehr anfällig auf Flossenfäule,
dabei sind die Flossenränder rot gefärbt. Es ist eine bakterielle
Infektion. Sie ist schwer zu kurieren.
Unbedingt sollte man sich erkundigen, wie lange ein Rochen in Quarantäne
ist, was er frisst und welche speziellen Ansprüche er hat.
Bei einem Seriösen Händler kann man den Rochen auch einige Zeit reservieren
lassen.
Auf keinen Fall sollte man Tiere kaufen, die abgemagert, sehr jung, einen geröteten
Saum, trübe Augen, Verpilzungen oder Verletzungen haben.
Am
besten unterhält man sich vor dem Kauf mit einem erfahrenen Rochenpfleger.
Die bestimmt unproblematischste Art Rochen zu erwerben, ist der Kauf von Nachzuchttieren.
Dies hat den Vorteil, dass sich die Tiere an keine anderen Wasserwerte und auch
an kein neues Futter gewöhnen müssen.
Der Preis eines Rochens variiert ab Eruo 400.-
Hat man sich
für einen Rochen entschieden muss das Eingewöhnungsbecken bereitgestellt
werden.
Im Quarantänebecken sollte der gleiche Wasserwert, wie in der zuletzt gehaltenen
Anlage, sein. Vorabklärungen sind unbedingt erforderlich.
Die Wassertemperatur sollte auf ca. 30° eingestellt sein. Jedoch ist bei
hohen Temperaturen unbedingt darauf zu achten, dass das Wasser gut durchlüftet
ist. Der Heizstab darf für Rochen nicht zugänglich sein. Rochen verbrennen
sich an unbedeckten Heizungen.
Während den ersten Tagen schalte ich das Licht, im Quarantänebecken
nie an.
Transport
von Stachelrochen
Vor dem Transport von Rochen ist unbedingt darauf zu achten dass die Tiere:
- einen Tag nichts gefressen haben
Vor dem Fangen sind folgende Punkte zu beachten:
- ist die Transportbox genügend gross
- ist die Reiseroute gut gewählt, so dass der Transportzeit möglichst
kurz ist
- ist der Temperaturverlust des Wassers nicht zu gross
- ist die Box wasserdicht
- hat es kein Sand in der Box
- Ist das Fangnetz genügend gross?
Beim Fangen
der Fische muss man sich vor dem Stachel hüten. Einerseits verfangen sich
die Tiere damit gern im Fangnetz andererseits ist die Verletzungsgefahr durch
den Stachel nicht zu unterschätzen. Stiche schmerzen fürchterlich.
Die Gefahr einer Entzündung der Wunde oder sogar einer Blutvergiftung ist
gross.
Beim Fangen sollten die Rochen nicht durch das Becken gehetzt werden.
Ist ein Rochen im Kescher muss das Netz ganz langsam angehoben werden. Dadurch
verhindert man, dass der Rochen in Panik gerät.
Hat sich trotz aller Vorsicht der Rochen im Netz verfangen, sollte man ihn so
rasch wie möglich aus der misslichen Lage befreien. So manches Netz habe
ich schon mit einer Schere zerschnitten. Die Schere sollte immer bereit liegen.
Für längere
Transporte sollten Styroporboxen verwendet werden, damit die Wassertemperatur
über längere Zeit konstant gehalten werden kann.
Beim Fang muss darauf geachtet werden, dass kein Sand in die Box gelangt. Der
Sand könnte sich wie ein Schleifpapier auswirken. Das Tier könnte
sich den Bauch aufscheuern.
Ein vorbildlich verpackter Rochen nach dem Transport. (P.schröderi)
Es gibt batteriebetriebene Sauerstoffpumpen die bei längeren Transporten
sehr nützlich sind. Aber Achtung! Die in das Wasser gepumpte Luft sollte
nicht kalt sein, da sich das Wasser sonst zu schnell abkühlt.
Damit die Rochen die Transportwasserbeutel nicht beschädigen, werden in
einigen Ländern Plastikhülsen über den Stachel gestülpt.
Die Händler in Peru, kappen den Rochen die Stachelspitze
mit einer Zange ab.
Wenn man einen Stachel abschneidet blutet die Schnittstelle einige Minuten.
Um Verpilzungen unter dem Plastikrohr zu vermeiden sollte der Schutz entfernt
werden.
Bei einer frisch importierten Perlenrochendame war über dem Stachel ein
Plastikrohr gestülpt. Das Rohr konnte ich nicht wegnehmen. Nach ca. acht
Wochen bildete sich ein Pilz unter dem Rohr. Ich hoffte, dass der Stachel bald
abfällt.
Unter dem Rohr wuchs kein neuer Stachel nach. Nach weiteren zwei Monaten viel
der Stachel ab. Erst nach weiteren 6 Wochen wuchs ein neuer Stachel nach.
Als ein Stachel normal wuchs und ca. 2cm gross war, wuchs ein zweiter Stachel
in die Gegengesetzte Richtung. Dieser musste ich dann mittels einer Zange ausreisen.
Die Verletzungsgefahr der anderen Tiere im Becken war
zu gross.
Einige Rochen erlitten Kratzwunden, als sie über den verkehrt
wachsenden Stachel schwammen.
Beim eingewöhnen
Quarantäne
von Stachelrochen
Mit
einem dünnen Schlauch lasse ich langsam Wasser aus dem Quarantänebecken
in den Transportbeutel rinnen.
Das verschnittene Wasser aus dem Transportbeutel wird laufend entfernt bis nur
noch reines Quarantänewasser im Beutel ist. Für das angleichen sollte
man dem Tier ausreichend Zeit geben.
Im Quarantänebecken sollten dieselben Wasserwerte sein, wie in dem Becken
wo sich der Rochen vor dem Transport befand. Vorabklärungen sind erforderlich.
Im Quarantänebecken habe ich nur eine dünne Schicht Sand. Meistens
graben sich neu eingesetzte Rochen ein und ruhen sich aus.
Jedoch habe ich schon Rochen eingesetzt, die als erstes nach Futter suchten.
Trotzdem sollte während dieser Zeit noch nicht gefüttert werden. Die
Tiere sollen zuerst zur Ruhe kommen. Als Erstes reiche ich meistens rote Mückenlarven.
Dieses Futter mögen eigentlich alle.
Verweigert ein Rochen die Nahrungsaufnahme, nützt es meist wenn die Temperatur
auf 32° erhöht wird.
Nach tagelangem "weichkochen", fressen eigentlich alle Rochen langsam
ihr Lieblingsfutter. Siehe unter Krankheiten.
Einige Rochen brauchen eine relativ lange Eingewöhnungszeit. Diese kann
bis zwei Monaten dauern. Der Grund sind die langen Transportwege und die vielen
Zwischenstationen, wobei die Tiere nicht gefüttert werden und stark abmagern.
Besonders grosse Exemplare sind in dieser Beziehung oft heikel. Geduld und Fingerspitzengefühl
sind also bei der Eingewöhnung dieser Fische gefragt.
Als erstes nehmen die Fische lebende kleine Fische, Regenwürmer oder rote
Mückenlarven an.
Bei jedem frisch importierten Wildfang mache ich eine Wurmkur.
Ich nehme den Saft einer frisch gepressten Knoblauchzehe und spritze es in das
Futter.
Als Futter eignen sich am besten: Jumbomückenlarven oder lebende Würmer.
Es können auch lebende Futterfische sein.
Nachdem der Rochen das Futter geschluckt hat, bekommt er Durchfall.
Das verlorene Gewicht nimmt durch mehrmaliges füttern am Tag bald wieder
zu.
Ca. eine Woche nach der Behandlung mit Knoblauch mache ich noch eine Tremazolbehandlung.
Siehe unter Krankheiten.
Wenn Rochen über längere Zeit nichts fressen, oder trotz Nahrungszunahme
stetig abnehmen, könnten die Tiere an Darmparasiten erkrankt sein.
Wird nach längerer Zeit jedes Futter verweigert, kann das ein Anzeichen
auf Darmparasiten, Kiemenwürmer oder eine Infektion sein. In einem solchen
Fall empfehle ich eine erneute Behandlung im Tremazol. Siehe unter Krankheiten.
Nützt auch diese Behandlung nichts, könnte es hilfreich sein, das
Tier zu röntgen. Ev. hat der Rochen einen Angelhacken verschluckt, der
ihn, beim fressen stört, oder ihm grosse Schmerzen bereitet. Siehe unter
Krankheiten.
Rochen können das Futter über längere Zeit verweigern. Ich pflegte
einmal einen Rochen, der 90 Tage nichts gefressen hat. Dem Tier geht es heute
prächtig.
Damit der Rochen nicht zusätzlich gestresst wird, verdunkle ich die Quarantänebecken
mittels eines Tuches ab.
Fressen die Tiere alle angebotenen Futtersorten und haben sich an die neuen Wasserwerte gewöhnt und können in das grosse Rochenbecken umgesetzt werden.